Richtig gendern – vermeide diese 6 Fehler

Wer hat nicht Angst, beim Sprechen oder Schreiben Fehler zu machen? Und dann erst noch beim Gendern? Die Unsicherheit ist gross, die Fettnäpfchen sind zahlreich. Lerne in diesem Blogbeitrag verbreitete Fehler kennen, die nicht nur Anfänger:innen unterlaufen. Damit du es in Zukunft besser machst, Fallen geschickt umgehst und richtig gendern kannst!

Veröffentlicht am 26. April 2023

Zuletzt aktualisiert am 13. November 2023

1.   Übermotiviert gendern

Es gibt Leute, die immer und überall gendern – egal, ob sie mit einem (eher konservativen) Familienmitglied plaudern oder mit einer (eher progressiven) Kundin schreiben. Das kann schnell auf Unverständnis stossen und unnötig Stress verursachen.

➡ Überleg dir je nach Situation und Gegenüber, welche Form der inklusiven Sprache passt.

– Wie konservativ oder progressiv ist die Zielgruppe?

– Kommuniziert ihr schriftlich oder mündlich?

– Handelt es sich um einen Social-Media-Beitrag oder einen Buchtext?

– Ist der Kontext beruflich oder privat?

– (Wie) gendert die andere Person?

➡ Wähle die Form, mit der du dich wohlfühlst. Wenn dein:e Gesprächspartner:in beispielsweise das generische Maskulinum gebraucht, kannst du es ihr gleichtun oder «ein Level höher» gehen, indem du auf neutrale Begriffe und die Doppelnennung zurückgreifst.

➡ Bist du an die amtliche Rechtschreibung gebunden? Dann solltest du auf den Gender-Doppelpunkt und das Sternchen verzichten. Verwende stattdessen neutrale Begriffe, Umformulierungen, die Doppelnennung und den Schrägstrich.

2.   Zu viele Genderzeichen verwenden

Manche Texte sind vor lauter Genderzeichen kaum mehr lesbar, weil diese an allen möglichen Stellen eingefügt wurden. Das muss nicht sein. Und sollte auch nicht, denn viele Menschen haben Mühe mit Gendersternchen oder Gender-Doppelpunkten – nicht nur aus ideologischen Gründen. Wer autistisch ist, eine Lese-Rechtschreib-Schwäche hat oder nicht mit Deutsch aufgewachsen ist, hat oftmals damit zu kämpfen.

➡ Weiche stattdessen auf geschlechtsneutrale Begriffe wie Mitarbeitende, Kundschaft, Klientel, Personen, Leute und Menschen aus.

➡ Formuliere den Satz um und ersetze zum Beispiel ein Nomen durch ein Verb.

➡ Überleg dir, welche Form(en) der inklusiven Sprache am besten passen. Es gibt auch Schreibweisen, die ohne Genderzeichen auskommen: Wechselnennung, generisches Femininum und Doppelnennung.

3.   Wörter gendern, die eigentlich neutral sind

Vorbilder:innen und Mitglieder*innen – hast du dich auch schon gefragt, ob man «Vorbilder» und «Mitglieder» gendert? Die Antwort lautet Nein, weil sie schon neutral sind! Vorbilder kommt von «das Vorbild» und Mitglieder von «das Mitglied». Beide haben also ein sächliches Geschlecht. Deshalb solltest du sie nicht gendern.

➡ Überleg dir immer, wie die Einzahl (Singular) eines Wortes lautet.

➡ Wenn du dir nicht sicher bist, schau im Duden oder in einem Genderwörterbuch nach.

4.  Wörter nicht gendern, die vermeintlich neutral sind

Manche Wörter klingen im allgemeinen Sprachgebrauch so, als wären sie neutral. Ein Beispiel dafür ist «der Gast». Dieses Wort wird meist als neutral wahrgenommen. Denn viele wissen nicht, dass es davon eine weibliche Form gibt: «die Gästin». Die inklusive Mehrzahlform davon lautet «die Gäst:innen».

➡ Entscheide je nach Publikum. Ist es beispielsweise progressiv, dann würde ich «Gäst:innen» sagen oder schreiben. Wenn die Zielgruppe eher konservativ ist, würde ich es bei «Gäste» belassen.

➡ Konsultiere im Zweifelsfall den Duden oder ein Genderwörterbuch.

5.  Andere korrigieren und missionieren

Wie fühlst du dich, wenn dich jemand korrigiert? Meistens ist es unangenehm, oder? Die meisten Menschen fühlen sich dann angegriffen und gehen in eine Abwehrhaltung – Ziel verfehlt! Bei gendergerechter und inklusiver Sprache ist es ebenso.

➡ Sei stattdessen ein Vorbild, indem du konsequent, aber unaufgeregt genderst.

➡ Halte dich etwas zurück und orientiere dich am Kontext.

➡ Inspiriere die Menschen, welche offen sind fürs Gendern.

6.  Sich auf unnötige Diskussionen einlassen

«Gender-Sprache» erhitzt die Gemüter. Wie oft ist es dir schon passiert, dass du nervenaufreibende Diskussionen darüber geführt hast? Hast du dich provozieren lassen, obwohl du eigentlich keine Lust auf Konflikte hast?

➡ Versuche sachlich zu diskutieren.

➡ Interessiere dich aufrichtig für die Argumente und Beweggründe der anderen Person.

➡ Wechsle das Thema oder verlasse das Gespräch, wenn du genug hast.

Fazit

Es gibt verschiedene Fehler, die beim Gendern passieren können:

– die falschen Wörter gendern,

– übermotiviert und «besserwisserisch» sein,

– sich unnötig aufregen oder

– den Kontext und die Zielgruppe ausser Acht lassen.

Die wohl wichtigste Faustregel zum richtigen Gendern ist:

Entscheide aufgrund der Situation und des Gegenübers,
ob und wie du gendern möchtest.

Was nimmst du aus diesem Artikel mit? Welchen Fehler wirst du ab jetzt vermeiden? Lass es mich wissen!

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